Jäger des verlorenen Schmatzes

Von Lobstern und Lionfish

Die karibischen Inseln wären nicht halb so schön ohne dass sie umgebende Meer. Nun abgesehen davon, wären sie ohne Meer auch keine Inseln. Lobster Lionfish

Die Ozeane sind riesige Jagdreviere. Kein Tag vergeht, an dem Fische meterhoch an uns vorbei springen, um sich vor größeren Jägern in Sicherheit zu bringen. Fregattvögel und Pelikane stürzen sich gleich neben unserem Schiff ins Wasser, um mit Fischen im Schnabel wieder aufzutauchen. Macht auch nichts, wenn wir zwei Meter entfernt schwimmen. Lobster Lionfish

Wenn wir auch nicht so elegant jagen, so beteiligen auch wir uns auch an der Pirsch nach Meeresnahrung. Unterwegs auf See, werfen wir die Leinen unserer Angeln aus und hoffen auf Mahi-Mahi, Wahu oder Tuna. Portugiesische Makrelen nehmen wir besonders gerne.

Sargassum Teppiche verhindern das Angeln

Wir fangen aber nur so viel wir essen können. Und höchstens jeder 4-5 Versuch hat Erfolg, Tendenz sinkend. Meist macht uns Sargassum Gras unsere Speise zu Nichte. Dicke ockerfarbene Teppiche dieses treibenden Grases verheddern sich in den Ködern und damit merkt auch der dusseligste Fisch, dass mit dem angebotenen Happen etwas nicht stimmen mag. Es ist aber ein perfektes aerobes Armmuskel Workout, die Sargassum behangenen Köder mit 200 m Leine einzuholen. Lobster Lionfish

Aber ab und zu klappt´s mit einem Biss und nachdem wir dem blutigen Geschäft des Zerlegens nachgekommen sind, freuen wir uns über ein breites Speisenangebot von Sashimi bis Grillfisch. Ich muss aber gestehen, dass es auch viel Zeit und Lehrgeld gekostet hat, bis unsere Erfolgsquote stieg. Die Angelausrüstung unserer ersten Reise stellte sich als jämmerlich heraus. Heute nutzt sie unser Enkel als Spiel-Angel. Für diese Reise kauften wir in einem Fischerladen in Teneriffa zwei richtig ordentliche Ausrüstungen, mit Abschreckungswirkung für unsere potenzielle Beute und einem Feiertag für den Händler. Lobster Lionfish

Lobsterjagd

Unvergleichlich flach ist unsere Lernkurve bei unserer Lieblingsbeute: Lobster. Auch da versuchen wir es sportlich und jagen nur mit einer Lobster Schlinge. Das ist eine an einer Stockspitze befestige Metallschlaufe, die auf Zug zuzieht. Die Theorie besagt, dass man dem Tier von hinten die Schlinge über den Schwanz ziehen soll, dann ruckartig festzieht und den schmackhaften Bissen an der Leine hat. Lo

Jagd mit Lobsterschlinge

Nur bekommen wir entweder nichts um den Schwanz gelegt oder die Viecher schießen wie Raketen davon. Oder kurz vor dem Zugriff, müssen wir auftauchen, weil uns die Luft ausgeht. Einen Zwerg haben wir mal gefangen, aber gleich wieder freigelassen. Der konnte kaum schwimmen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich schon Lobster lachen sah, wenn wir unverrichtet abzogen. Vielleicht rettet es ein wenig unsere Ehre, dass wir uns im Moment eher an Langusten abarbeiten und die sich echt winzig. Lobster Lionfish

Der Vorteil der Lobster Schlinge ist – oder besser wäre – dass man das gefangene Tier lebend untersuchen kann, ob es ein Weibchen und eiertragend ist. In dem Fall sollte der kultivierte Jäger die Beute wieder aussetzen, um die nächsten Generationen heranwachsen zu lassen. Lobster mit Harpune oder Speer zu jagen, finde ich dekadent, denn ein totes Tier kann man schlecht wieder aussetzen. Lobs

Unserem Bemühen nachhaltig zu jagen, setzen wir offenbar die Krone auf. Wir fangen nämlich nicht nur keine Weibchen, sondern gar keine Lobster. Populationsschonender geht’s wohl nicht. Unsere Fähigkeiten bedürfen dringender Verbesserung. Aus Verzweiflung werden wir demnächst Youtube Videos dazu anschauen. Lobster Lionfish

Die Pest der Lionfish oder Feuerfische

Wir werden uns doch noch eine Harpune zulegen, aber nur um Fische auszurotten. Hoffentlich auch nachhaltig. Lionfish oder im deutschen Feuerfisch, heißen die Problembären der Meere. Diese Fische sind optisch spektakuläre Wesen, die von einem Pariser Modedesigner kreiert sein könnten. Farbig, mit Federn und viel Schi Schi.

Fotos: National Geographics und wir

Sie stammen aus dem Pazifik und da störten sie auch niemand, denn sie hatten Fressfeinde und alles blieb im Gleichgewicht. Dann wurden sie vermutlich von einem Frachter im Ballastwassertank in die Karibik eingeschleppt. Hier kannte sie niemand und deshalb hatten sie auch keine Fressfeinde. Sie konnten sich ungestört ausbreiten und das tun sie in einer meisterhaften Geschwindigkeit. Feuerfische haben die unsympathische Angewohnheit, alles an Kleinfischen und Krebstieren zu vertilgen, was ihnen in die Quere kommt. Das Ergebnis ist eine epidemieartige Ausbreitung und eine existenzielle Bedrohung vieler Arten. Lobster Lionfish

Man sieht sie mittlerweile überall in der Karibik und die Chancen die Invasion aufzuhalten, stehen nicht gut. Einige Meeresbiologen trainieren potenzielle Fressfeinde, diese Invasoren zu verspeisen, z. B. Haie. Aber das ist mühsam und dauert, denn Haie sind nicht die cleversten im Fischregal. An einigen Inseln, bei denen Speerfischen und harpunieren normalerweise verboten ist, ist die Jagd auf Lionfish ausdrücklich erlaubt und erbeten. Und da kommen wir dann ins Spiel, mit einer hoffentlich wieder guten Lernkurve. Lobster Lionfish

Um auf das Problem hinzuweisen, wurde beim letzten Americas Cup ein Koch-Wettbewerb veranstaltet. Die Köche der Teams wetteiferten um das beste Lionfish Gericht. Diese Fische schmecken sehr gut, die Zubereitung ist aber nicht einfach. Sie haben giftigen Stachel und das Gift kann auch für Menschen gefährlich sein. Daher ist die Zubereitung nicht trivial. Esst mehr Lionfisch, ist der gute Vorsatz für das neue Jahr. Lobster Lionfish

Feuerfische sind auch im Mittelmeer angekommen und gehen dort ihrem üblen Gewerbe nach. Wenn ihr also in euerem nächsten Urlaub eine mit Federn verkleidete Fischschönheit seht, dann seid gewahr, dieses Wesen ist ein Killer und sollte unbedingt in eine brutzelnde Pfanne.

Wir bewegen uns demnächst auf dem schmalen Grat der rücksichtsvollen Meeresnutzer und der gandenlosen Lionfisch Killer. Hoffentlich wird unsere Lionfisch Jagd erfolgreicher als unsere Lobster Pirsch. /Holger Binz

 

*Fotos: einige der verwendeten Fotos stammen von Patrick, National Geographics

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