Eine Insel, zwei Welten
Die Zeit in St. Barths war eindeutig zu kurz. Zum Trost kommen wir um die Osterzeit wieder.
Bei schwachem Wind, nur mit Genua und langsamen 5 kn Geschwindigkeit, machten wir uns auf den 20 nm Weg nach St. Martin. Das geduldsame Segeln wurden mit einem Thunfisch an der Angel belohnt.
Unser Ziel war der französische Teil der Insel. Ich erwähne das deshalb, weil die 87 km2 große Insel zweigeteilt ist. Der westliche und südliche Teil – Sint Maarten – gehört zu den Niederlanden (Dutch West Indies) und der französische Teil – Saint Martin – im Norden und Osten, zu den French West Indies. 75.000 Einwohner verteilen fast zu gleichen Teilen auf zwei Staaten der Insel mit ca. 14 km Richtungsausdehnung von NS-OW.
Es gibt keine Grenze und die Landaufteilung erfolgte im 17. Jahrhundert ausnahmsweise mal friedlich. Die Mähr berichtet, dass ein Franzose und ein Niederländer entgegengesetzt die Insel umrundeten, bis sie sich wieder trafen. Der Franzose war schneller, denn der französische Teil ist größer.
Und da auch Kolumbus in keinem Inselbericht fehlen darf: er hat`s mal wieder entdeckt, 1493 und weil dies am Martinstag geschah, wurde es St. Martin. SXM nennen es die coolen Zeitgenossen. Kolumbus Entdeckungsrausch wurde erleichtert, weil die meisten Inseln oft in Sichtweite liegen.
Sint Maarten ist berühmt für seinen Flughafen, auf der niederländischen Seite. Die Landebahn beginnt gleich am Meer und der Flughafenzaun reizt Freaks sich bei Start von Flugzeugen dranzuhängen und hochblasen zu lassen.
Geschäftstüchtigkeit vs. Savoir-vivre?
Den Unterschied der beiden Inselteile erkennt man am besten mit dem Umgang nach dem verheerenden Hurricane Irma 2017. Auf der niederländischen Seite sieht man kaum noch Schäden. Vor allem die Hauptstadt Philippsburg ist wieder bereit für den Tourismus. Es gibt wenig Leerstand in den Geschäften und man hat die Krise offensichtlich gut bewältig.
Ganz anders die französische Seite. Es sieht aus, als ob Irma erst kürzlich wütete. Bei unserem Besuch 2017 haben wir die französische Hauptstadt Marigot noch als recht annehmbares Städtchen kennen gelernt. Das ist heute anders. Vieles ist ziemlich runtergekommen, Gebäude fehlen Dächer oder sind eingefallen und viele Läden stehen leer. Obdachlose schlafen im Freien. Deshalb gibt’s diesmal auch weniger schöne Fotos, aber so sieht es hier aus.
Französische Seite, Marigot
Vieles noch zerstört, viel Leerstand
Niederländische Seite, Philippsburg
Bereit für den Tourismus, wenige Gebäude sind noch zu sanieren.
Uns wurde berichtet, dass hohe 3-stellige Millionen Summe aus Europa in den französischen Teil geflossen sein soll. Wo immer das Geld hin ist, ganz sicher nicht in den Wiederaufbau.
Die Niederländer sind offensichtlich geschäftstüchtiger. Man zahlt in USD, während die andere Seite Euro nimmt. Die Niederländer nehme übrigens Euro 1:1 zum USD. Soviel zur Geschäftstüchtigkeit. Vieles ist deutlich teurer. Z. B. Diesel ist in Frankreich 30 Cent/Liter billiger. Die Preise für Arbeitsstunden sind bei den Niederländern fast unanständig teuer. Die Dutch guys nutzen die Gelegenheiten.
Die Niederländer haben Kommerz, die Franzosen savoir vivre. Schöne Strände gibt’s auf beiden Seiten, aber die cooleren Standbars – nach unserer Meinung – gibt’s in Frankreich.
Ka ist nicht so dolle auf die französische Seite zu sprechen. Drei Tage versuchte sie für ihre obligatorischen Postkarten einen Briefkasten zu finden.
Der Pflichtstopp SXM
Für Segler auf dem Weg von Süden auf die Virgin Islands oder Bahamas, ist St. Martin quasi ein Pflichtstopp. Es liegt auf dem Weg und hier gibt es alles fürs Schiff. Und es ist die letzte Gelegenheit noch einmal richtig gute Nahrung zu bezahlbaren Preisen zu bunkern. Quelle surprise: die besten Lebensmitteläden sind auf der französischen Seite. Die Rivercafe ist wieder ausgestattet, für 1-2 Monate auf den kulinarisch übersichtlichen Virgin Islands.
Und da war ja auch noch Covid. Die Inzidenz liegt unter 100, zumindest offiziell. 62 % sind fully vaccinated. Das Leben ist ziemlich normal, nur das ab 23.00 h alles dicht machen muss.
Wir haben uns noch unseren zweiten Booster organisiert, weil der letzte schon 6 Monate her ist. Die nette Apothekerin setzte erst die Spritzen an, als wir ihr blutige Ohren gelabert hatten. Für Franzosen ist noch kein zweiter Booster vorgesehen, aber wir sind ja keine Franzosen. Mit der Impfauffrischung sollten wir jetzt wieder vor langer Quarantäne geschützt sein. Und was gibt’s Dämlicheres, als 2 Wochen auf den Virgin Islands nicht vom Schiff zu dürfen.
Unser nächstes Ziel sind also die British Virgin Islands, 90 nm entfernt. Das wird eine Segelstrecke über Nacht. Wir werden uns vermutlich mit einem Buddyboat, mit unseren Freunden Natalia und Martin auf den Weg machen. Nächste Woche mehr davon. / Holger Binz
Wetterbericht:
Sonnenaufgang 6:47 h, Sonnenuntergang 18:01 , Temperaturen Tag 29 Grad C, Nacht 23 Grad, kein Regen, überwiegend sonnig, Wind: 3-6 Bft, entweder bläst`s kräftig oder gar nicht
Sehr inspirierend! Gute Reise zu den BVI’s !
Hi Ihr Zwei,
gute Nachrichten von Euch. Die Temperaturen können richtig neidisch machen. Ulli und ich waren ein paar Tage in einem Romantik-Hotel im Sauerland.
Die Sonne hat sich die ganze Zeit hinter dicken Wolken versteckt. Feuchte nebelige Zeiten. Macht nicht so richtig Spass.
Hoffentlich wißt Ihr, wie gut Ihr es habt.
LG J.
Es ist erstaunlich das die Franzosen sich (leider) nicht wirklich um diesen schönen Teil der Welt kümmern… eine Rüge geht nach Paris. Es ist aber super, dass ihr trotzdem Bilder macht und einstellt. Denn so ist es dort halt….
Wir bleiben am Ball!
Gute Zeit wünschen wir von unserer Insel aus
Jürgen und Angelika