St. Lucia

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St. Lucia Saison Finale und Ankerball Erfahrung

Segeln ist umso schöner, je mehr Zeit man hat. Dann kann man doofes Wetter einfach abwarten und erst bei guten Bedingungen weitersegeln. St. Lucia Saisonfinale und Ankerball Exkurs

Am Wochenende zog ein solch doofes Wetter durch die Passage zwischen Martinique und St. Lucia. 30 kn Wind waren angesagt (also wird es mehr) und auch eine Welle beachtlicher Größe war angekündigt. Perfektes Wetter zum nichtsegeln. St. Lucia Saisonfinale und Ankerball Exkurs

Für unsere letzten 25 nm der Saison nach St. Lucia hatten wir erfreulichere Segelbedingungen im Sinn. Deshalb blieben wir noch ein Wochenende in Martinique. Für Montag waren nur noch 20 kn Wind und eine kleinere Welle von 1.9 m avisiert, mit einer Frequenz von 7 Sekunden, statt 6. Klingt nach wenig Differenz, ist es aber nicht. Die Länge der Welle macht einen enormen Unterschied beim Segeln und eine Sekunde ist recht viel. Wir segelten mal im Pazifik bei 4-5 m Welle. Die Wellenfrequenz war aber so lang, dass es viel angenehmer war als 1.5 m Welle bei 5.5. Sekunden Frequenz.

Die einzig echte Herausforderung dieses Tages waren die unzähligen Fischernetze mitten im Fahrwasser. Überall trieben Leinen und alte Plastikflaschen, viele davon erst Meter vor dem Schiff sichtbar. Es wurde ein Slalom, bis wir endlich im tiefen Wasser waren. So viele Fischernetze wie in Martinique, sahen wir noch nie. Den Fischern ist es völlig egal, ob sie Schiffe beschädigen. Mittlerweile wäre es uns auch egal diese Dinger zu zerreißen, aber die Leinen können sich in den Schiffsschrauben verfangen. Bei Nacht kann man Martinique in keinem Fall anlaufen.

Auf diesem kurzen Trip hatten wir Begleitung von einem Buddy-Boat. Unsere Freunde Pascale und Jean-Noel segelten die Strecke mit uns, ebenfalls mit einer Leopard 45. Nach einer halben Stunde wilder Ausweich-Manöver, trimmten wir dann endlich die Segel Kurs 200 Grad, unserem Lieblingskurs in der Ostkaribik. Aus Erfahrung schlauer, setzten wir Stress-vorbeugend ein Reff ins Groß, um windige Überraschungen zu vermeiden. St. Lucia Saisonfinale und Ankerball Exkurs

Ein perfekter Segeltag

Was war das für ein herrlicher Segeltag, einer der schönsten der Saison. Der Wind blies im perfekten Winkel zwischen 65 und 100 Grad, meist um die 18 kn. Die Rivercafe zog vergnügt mit bis zu 9.5 kn gen St. Lucia. Zum Angeln waren wir eigentlich zu schnell, aber wir warfen unsere Köder dennoch aus. Wir konnten satte Fischschwärme neben uns schwimmen und springen sehen, aber Sargassum Gras verfing sich wie so oft in den Ködern und auf Gemüse haben Fischen keinen Bock. Nach dreimal einholen, reinigen, auswerfen, gaben wir auf. Unser Saison Rekord liegt bei 9maliger Absolvierung dieser Prozedur. In diesem Jahr ist fischen fast unmöglich, so viel schädliches Sargassum Gras treibt im Meer.

Zum Ausgleich für den fehlenden Frischfisch, wurden wir mit einem Besuch von Delphinen belohnt. St. Lucia Saisonfinale und Ankerball Exkurs

Nur 3 Stunden dauerte dieser wunderbare Segel Tag, bis wir in die Rodney Bay einbogen. Das war auch unser Ziel nach unserem Atlantik Crossing. Diesmal wartete keine Ziellinie, nur ein fast leerer Ankerplatz in der nördlichen Bucht, gleich beim Naturschutzgebiet Pigeon Island und dem Sandals Hotel.

Gelockerte Einreise nach St. Lucia

Für die Einreise in St. Lucia brauchten wir diesmal keinen Corona Test, denn die Bestimmungen sind stark gelockert. Unsere Impfnachweise genügten. Sailclear vorab online, dann persönlich in der Marina von Rodney Bay zu Health Authorities, Customs, Immigration und Port Authorities. Und nach zwei Besuchen und 40 ECD (East Caribbean Dollar) Gebühren waren wir drin. Mit den gelockerten C19 Regeln hat sich offensichtlich auch die Stimmung auf der Insel stark verbessert. Die Leute sind deutlich besser gelaunt als bei unserer Ankunft im November 2020. Wen wunderts.

Nachdem wir überzeugt waren, dass unser Anker guten Halt gefunden hatte, begann eine karibische Sintflut. Fast 20 Stunden Dauerregen mit unglaublichen Wassermengen. Wenn wir unser Dinghi nicht früh genug an Bord genommen hätten, wäre es gesunken. Nur einmal im Panama erlebten wir solchen Wassermengen, aber noch nie über so viele Stunden. St. Lucia ist nun definitiv abgewaschen und auf der Rivercafe wird kein Salzmolekül mehr zu finden sein.

Der Dauerregen hielt uns natürlich nicht vom Wasser fern. St. Lucia liegt auf 14.05 Grad N und das das Meer ist sehr warm. Auf den nördlicher gelegenen Virgin Islands (18.40 Grad) hatten wir nette 26 Grad Wassertemperatur. Im südlicheren In St. Lucia sind es 28 Grad und das ist auch bei unserer karibischen Temperatur-Eichung nicht mehr wirklich erfrischend.

Wir erfreuten uns auch am Wiedersehen mit unseren kanadischen Freunden Danielle und James verbringen, die wir zufällig auch in der Bucht trafen. Eine der schönen Seiten des Segelns.

Bilder von St. Lucia, letztes Foto: Sandals over water Bungalows mit unserem Ankerball (das kleine rote Ding)

Erfreulicher Diebstahl

Exkurs Ankerball. Wir haben uns angewöhnt, beim Ankern einen Ankerball oder Ankerboje auszubringen. Damit markieren wir die Position unseres Ankers unter Wasser. So zeigen wir anderen Schiffen wo unser Anker liegt, damit niemand den seinen auf unseren oder auf unsere Kette wirft. Zudem zeigt es an, in welcher Richtung ein Schiff schwoit und wieviel Kette wir ausliegen haben. Auch das Aufnehmen des Ankers ist einfacher, weil man sieht wohin das Schiff gesteuert werden muss.

Tricky ist es, die Boje direkt über dem Anker zu halten und nicht austreiben zu lassen. Wir haben eine gut funktionierende Lösung entwickelt. Dazu haben wir am Kopf des Ankers einen Schäkel mit einem  5 mm elastischen Seil von 8 m Länge befestigt. Das Seil wird unter der Ankerboje durch eine Öse geführt und mit einem 100 g Bleigewicht beschwert. Das Gewicht zieht das überschüssige Seil zum Meeresgrund und die Boje steht genau über dem Anker. Damit können wir mit einem Seil von 8 m auf unterschiedliche Tiefen von 3 bis 10 m von der Wasseroberfläche ideal justieren.  

In der dritten Nacht vor Anker hörte Ka ein Fischerboot an uns vorbei tuckern. Ein Blick in die mondbeschienene Nacht zeigte Ka, dass unsere Ankerboje war weg. Dafür fanden wir eine Fischermarkierung an der gleichen Stelle. Fischer markieren damit das Ende eines meist riesigen Netzes. Wir waren sauer, schon die zweite Boje in wenigen Tagen geklaut.Am frühen Morgen knatterten dann zwei Fischer heran um ihre Beute einsammeln. Sie gaben gut gelaunt zu, dass sie unsere Boje in der Nacht abgerissen und mitgenommen hätten. Man konnte ja auch nicht ahnen, dass eine mit „Rivercafe“ und „don`t touch“ Zeichen beschriftete Boje was mit der „Rivercafe“ gleich daneben zu tun haben könnte.

Randy, mit grasgrünem Shirt auf seinem grasgrünen Boot namens „God sent“ versprach, unsere Boje wieder vorbei zu bringen. Und tatsächlich, am späten Nachmittag düste Randy vorbei und übergab uns freudestrahlend unsere Boje und die zerrissene Leine. So wurde aus einem Diebstahl ein „Ausleihen“ und eine sympathische Begegnung. Wir freuen uns über die Ehrlichkeit und revanchierten wir uns mit einem kalten Bier. Gut gelaunt nach dieser erfreulichen Erfahrung gönnten wir uns auch eines.

In diesen Tagen werden wir versuchen unter Wasser den Schaden an unserem Rumpf zu beseitigen und dann bleibt hoffentlich noch ein bisschen brauchbares Wetter zum Schnorcheln oder Tauchen. Mit frisch gefüllten Frischwassertanks machen wir uns dann auf den Weg zu unserem Hurricane Hole Marigot Bay, nur 5 nm von uns entfernt. Zu unserem offiziellen Saisonende. / Holger Binz

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