Stadtleben und Naturschutz St. Thomas – St. John
Es waren schöne Tage in Water Island. Nach ein paar Tagen irgendwo passiert es tatsächlich, dass man sich ein bisschen heimisch fühlt. Man lernt die Locals kennen, weiß das „Matthias“ deutsche Wurzeln hat und beim Fort lebt. Das „Bill“ und seine Frau auch ein Haus in St. Thomas haben und das Auto gleich am Pier steht. Und das „Heidis“ Imbiss im Berg nicht nur eine schöne Aussicht hat, sondern das Zentrum des Soziallebens ist. Und wenn man all das Kennen gelernt hat und eigentlich schon viel zu viele Tage (5) an einem Ort verbracht hat, dann muss man weiter. Weil sonst zu wenig Zeit für die anderen Plätze bleibt. Es ist immer ein „hello und goodbye“.
So richtig „weitersegeln“ konnte man unsere nächste Etappe nicht nennen. Es waren nur ein paar Meilen von Water Island bis nach Charlotte Amalie, der Hauptstadt von St. Thomas. St. Thomas – St. John
Charlotte Amalie, St. Thomas
In einem der letzten Beiträge schrieb ich, dass diese Stadt von Kreuzfahrt Tourismus lebt. Ganz so scheint es nicht zu sein, die Händler erleben das große Erwachen. In der Zeit ohne Kreuzfahrtschiffe stellten einige Ladenbesitzer fest, dass sie beste Umsätze hatten. Christine z. B. hatte in ihrem Geschäft Rekordumsätze, als keine Kreuzfahrttouristen kamen. Das lag daran, dass die sich die Einwohner wieder in ihre Hauptstadt trauten und auch normale Hotelgäste den Umsatz mehr als kompensierten. St. Thomas – St. John
Während unserer Zeit hatten wir Tage ohne Schiffe und solche mit 5 Schiffen, die dann 18.000 Touris auf die Insel schwemmten. Irgendwann schreibe ich mal etwas detaillierter zum Kreuzfahrttourismus.
Charlotte Amalie ist ein nettes Städtchen. Kein Hurricane, aber die Pandemie haben Spuren in Form vieler leerstehender Läden hinterlassen. Die Hauptstraße erinnert mich an „Asterix und der Avernerschild“. Ein einem Dorf gibt es nur Läden mit „Kohle und Wein“. In der Hauptstraße von Charlotte Amalie sind es „Uhren, Juwelen und Alkohol“. St. Thomas – St. John
Umso mehr freuten wir uns zu sehen, dass ein besonders kurioser Laden überlebt hat. Ein maritimer Krimskrams-Laden, names SOS Antiques Seit fast 30 Jahren werden hier Sachen von alten Schiffen restauriert und verkauft. Es ist quasi ein maritimer Antiquitätenladen. Man wäre nicht überrascht, wenn Blackbeard persönlich an der Kasse stehen würde. Der Besuch ist sehr unterhaltsam und empfehlenswert. St. Thomas – St. John
Great St. James und das Pizza Schiff
Bevor wir anfingen nach Häusern zu suchen und Geschäftsideen zu entwickelten, zogen wir den Anker auf. Das nächste Ziel lag ebenfalls nur 8 nm entfernt, Great St. James Island. Wir lagen gleich am Christmas Cove, einem Steinhaufen und ausgezeichneten Schnorchel-Revier. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele unterschiedliche Fische an einem Ort gesehen zu haben. Es war wie in einem Unterwasser Aquarium. Leider wurde das Wetter ungastlich. Bei starkem Wind, Wolken, Regen und vor allem ohne Sonne sieht man nicht so viel unter Wasser. Daher auch keine Fotos. Dennoch: ein großartiger Schnorchel-Spot.
Great St. James beherbergt das Pizza Schiff „Pi“. Auf einem kleinen Kahn werden schwankend frische Pizzen zubereitet und zu einem Preis um die 33 USD verkauft. Mittags kommen Schiffe, um Pizza abzuholen. Wir hatten wohl etwas Pech, denn nach unserer Pizza ging es uns beiden nicht besonders gut. St. Thomas – St. John
In St. James liegt man brauchbar vor Wind und Wellen geschützt. Der Wetterbericht versprach aber noch mehr schlechtes Wetter und sehr kräftigen Wind. Da dies sowieso unsere letzte Woche auf den USVI werden soll, segelten wir nach St. John, um uns auf der Westseite der Insel vor dem Ostwind abzuducken.
Traumhaftes St. John
Als wir entschieden waren, lagen wir wieder in der Maho Bay in St. John, sowieso einer der schönsten Buchten der Karibik. Wir lagen sicher an einem Mooringball des Naturschutzparks und der Wind pfiff tagelang lautstark durchs Rigg. Nicht daran zu denken Wäsche rauszuhängen oder weiter zu segeln.
In Maho hieß der Local „Chris“ und wir erfuhren, dass gleich gegenüber des Strands ein Grundstück zu verkaufen sei, für schlanke 7.5 Mio. USD. Nur das Grundstück, nicht die ganze Insel. Unser Freund Serge würde jetzt sagen: Lage, Lage, Lage. Tapfer für eine Insel, auf der es nicht mal einen Telefonladen gibt. Allerdings hat St. John so viele unzählige Traumstrände und Buchten, dass die Balearen ihren schönsten für jeden einzelnen sofort eintauschen würden.
Turtle Nesting Beach Maho
Maho Beach ist tatsächlich besonders. Zudem ist es ein Turtle Nesting Beach, in dem die Schildkröten ihre Eier vergraben und von der Sonne ausbrüten lassen. Besucher sind geduldet, das Anfassen von Schildkröten wird mit 5.000 USD bestraft. Mindestens 20-mal am Tag tauchen riesige Schildkörten neben dem Schiff auf und erinnern daran, dass dies ein Naturschutzgebiet ist. Zahlreiche Rochen liegen tiefenentspannt im Sandboden. Und sogar Delfine und Ammenhaie sahen wir in der Bucht.
Hier ist das ganze Video: https://youtu.be/i3uIeylK4XM
In Grenada haben wir uns mal eine Nacht um die Ohren gehauen, sind zu einem stockdunklen, kalten und stürmischen Turtle Nesting Strand am anderen Ende der Insel gereist, um stundenlang „Nichts“ zu sehen. Und hier brüten die Kerlchen gleich am warmen und sonnigen Strand. Aber nur 1 % der geschlüpften Babys überleben. Die Brutzeit ist noch ein bisschen hin. Auf den Virgins beginnt die Hurricane Season bereits im Mai und dann gehört der Strand nur den Turtels und ihrem Nachwuchs. St. Thomas – St. John
Zeit des Aufbruchs
Zu unserer Freude trafen wir in Maho nochmal unsere Freunde Melissa & Jeff, die mit ihrem supercoolen H/H 50 Katamaran unterwegs sind. Ein letztes gemeinsames, witziges Abendessen auf der Rivercafe. Die beiden sind nun auf dem 2.000 nm langen Weg nach New York und Marthas Vineyard, mit einem Zwischenstopp auf den Bahamas.
Sie hat schon begonnen, die Zeit, in der sich die Crews auf ihre Hurricane Zeit vorbereiten und sich langsam in Richtung ihrer geschützten Orte bewegen. Bis man sich irgendwann wiedersieht.
Damit endete nun unsere USVI Zeit, schweren Herzens. Zum Abschluss bekamen wir sogar unsere C19 Tests kostenlos, ebenso wie Check-in und Check-out. Alles superschnell und superfreundlich. In den BVI zahlen wir dafür 290 USD und müssen noch übellaunige Immigration Beamte ertragen.
Wir sehen die BVI von hier, aber ohne Formulare und Stempel sind sie Universen entfernt. Auf den BVI werden wir einige Freunde wieder treffen, wie mittlerweile auf fast jeder Insel. Je länger wir unterwegs sind, umso mehr liebenswerte Menschen treffen wir. Hello und Goodbye. Bis zum nächsten Mal. / Holger Binz
Wetterbericht:
Sonnenaufgang 6:31 h, Sonnenuntergang 18:28 h, Temperaturen Tag 28 c, Nacht 23 c, Wind: 5-7 Bft, ständig bläst es unangenehm und böig, nachts teilweise besonders stark. Viel Regen, viele Wolken, wenig Sonne. Starker Seegang. Kein schönes Wetter.