Von einer Jungfrau zur nächsten
Völlig erfreut von dem fantastischen Leopard Garantie Service in der Mooring Base in Tortola, machten wir uns auf dem Weg zu den United States Virgin Islands. Sind zwar auch Jungfrauen, aber – wie der Name richtig vermuten lässt – ein anderes Land. USA. Wir erledigten den Papierkram und statt PCR- war nur einen Antigen Test notwendig. Den ließen sich die BVI`ianer mit 90 USD p. P. allerdings prächtig bezahlen.
Es ist vermutlich die geringste Entfernung zwischen zwei Ländern auf unserer Reise. 500 m ist die kürzeste Distanz zwischen BVI und USVI. Aber es ist Landeswechsel, der viele Non-US-Segler abschreckt. Lustig, denn bei den US-Seglern kursieren umgekehrt wilde Gerüchte über eine schwierige Einreise in die BVI. Beides ist Quatsch – wenn man richtig vorbereitet ist.
Was sich allerdings bestätigt, ist der schlechte Ruf der BVI Customs/Immigration. Die sind noch unfreundlicher als Pariser Kellner. Dazu kommen noch wundersame Gebühren. 70 USD für die Einreise, 45 USD für die Ausreise. US Virgin Islands
Anforderungen für die US-Einreise US Virgin Islands
Für die Einreise in die USA per Schiff gibt es eine Hürde: ein B1/B2 Visum. ESTA funktioniert nicht für Segler. Das Visum gilt 10 Jahre, ist aber teuer, viel Aufwand und es gibt kaum Termine in US-Botschaften. Im Moment dürfte es schwer sein, eines zu bekommen. In der Ost-Karibik gibt es nur zwei US-Botschaften, die Visa ausstellen: Barbados und Bahamas. Europäer sollten es sich besser in Europa organisieren. Es gibt aber eine Hintertür, um dennoch von den BVI in die USA einzureisen. Die ist auch nicht billig, aber dafür aufwändig.
Wir sind glückliche Inhaber eines gültigen Visums. Vorab schickten wir unseren negativen C-Test und Impfnachweis, meldeten wir uns online an und bekamen zügig unser „approval“, um in die USA einreisen zu dürfen. Nachdem dem ok, verließen wir Road Town nach dem Superbowl, um in West End aus den BVI auszuchecken. Und um zum Valentins Tag im Restaurant des berühmten „Pussers Rum“ zu speisen. Für einen Mittagssnack ok, aber für ein Valentinsdinner nicht zu empfehlen. US Virgin Islands
Früh morgens verließen wir Sopers Hole in West End. Wir liefen so schnell in US-Gewässer ein, dass ich die BVI Gastlandflagge kaum eilig genug runter bekam, um die gelbe Quarantäne Flagge zu hissen. Kurz später lagen wir in St. John vor der Hauptstadt Cruz Bay und düsten mit dem Dinghi zur Immigration. Die US-Immigration hat einen ähnlichen Ruf wie die der BVI, aber bei unserer Einreise erlebten wir die freundlichsten und hilfsbereitesten Officer und die unkomplizierteste Einreise aller Zeiten. Ohne Gebühren. Wir fühlten uns wirklich „Welcome in the USA“.
US Virgin Islands
Die USVI haben mehr als die doppelte Fläche und mit 100.000 auch dreimal so viele Einwohner wie die BVI. Bis 1917 waren die Inseln die „Danish West Indies“. Mir ist nicht bekannt, ob sich die Dänen in den Allerwertesten beißen, weil sie die Inseln 1917 an die USA verkauft haben. So nah sie zusammen liegen, die USVI und die BVI sind sehr unterschiedlich. Es ist verblüffend, aber die UVSI scheinen mir unkommerzieller zu sein als die BVI. US Virgin Islands
Die drei Hauptinseln St. Thomas, St. John und St. Croix bieten Unterschiedliches. St. John – unser erstes Ziel – beherbergt nur knapp 5.000 Menschen. Die Insel mit vielen Bergen, Hügeln und üppigem Grün, gehört eindeutig der Natur. Cruz Bay heißt die Hauptstadt, ein nettes kleines Örtchen. Zurzeit verkehren dort nur Amerikaner und Segler – überwiegend auch Amerikaner -, weil die Fähren von den BVI nach St. John eingestellt sind.
Maho Bay
St. John
70 % von St. John sind Naturschutzgebiet. Und das auf Initiative von Laurance Rockefeller, der in den 50er Jahren reichlich Insel kaufte und als Naturschutzgebiet widmetet. Besten Dank posthum Herr Rockefeller, eine wunderbare Entscheidung. US Virgin Islands
Und damit auch Segler keinen Schaden am Seeboden anrichten, ist Ankern nicht erlaubt. Für 26 USD bekommt man gut gewartete Mooringbojen des Naturparks, stressfreie Nächte garantiert.
Irma hat auch hier dramatische Schäden angerichtet. Einige Hotels an malerischen Stränden wurden nach der Zerstörung nicht mehr aufgebaut und die Natur erobert sich ihren Lebensraum zurück. Nach unserem Eindruck erholt sich die Unterwasserwelt nur langsam. Auf den BVI und hier wurden wir Zeugen, dass Hurricanes auch die Unterwasserwelt übel zurichten können. Es ist noch ein langer Weg zurück zur Schönheit von 2017.
Maho Bay
Für die kommenden 4 Tage war mal wieder kräftiger Wind und Schwell angekündigt. Wir verzogen uns in die Maho Bay, eine gut geschützte Bucht mit einem Turtle Breeding Beach, im Osten von St. John. Bei sehr wenig Schwell konnten wir den starken Ostwind bestens aushalten. Schwimmen, türkises Wasser genießen und reichlich Schildkröten und Rochen zählen. Diese Bucht ist magisch. Selten habe ich so gut geschlafen und Ruhe empfunden. US Virgin Islands
Maho Bay ist umgeben von Bergen und Wald. Alles ist grün. Gleich nachdem wir fest gemacht hatten, kam Chris, ein freiwilliger Helfer des Naturparks. Er erklärte uns vieles zum Naturpark und zu ihrer Arbeit. Ein sehr sympathisches Willkommen, dass auch ein gutes Gefühl gibt, dass Naturschutz hier ganz oben steht. Anders als auf den BVI kommt niemand zum Abkassieren vorbei. In der Bucht schwimmt eine Kasse auf einem Ponton, in dem die Segler ihre Mooringfee einwerfen sollen. So viel Menschenvertrauen ehrt.
Donnerstag machten wir uns mit Freunden von zwei anderen Schiffen auf einen „Hike“. Steile Berge im Wald rauf und runter, zu einem Ort, an dem die Taino Ureinwohner Zeichnungen auf Felsen hinterlassen haben. Es wurde ein langer Weg von fast 5 Stunden. Während ihr das lest, laben wir sicher noch unsere schmerzenden Beine und Füße.
Als nächstes werden wir vermutlich kurz St. Thomas besuchen. Wie es weiter geht, entscheidet wie meistens das Wetter. / Holger Binz
Wetterbericht:
Sonnenaufgang 6:45 h, Sonnenuntergang 18:21 h, Temperaturen Tag 28 Grad C, Nacht 23 Grad C, erste Wochenhälfe sehr viel Regen, Wind: 5-7 Bft,
Vielen Dank für Deinen interessanten Bericht. Freue mich immer wieder über Deine Reportagen.
Heute trifft ein Orkan die britischen Inseln, die Niederlande und die deutsche Nordsee, aber auch die Eifel. Windgeschwindigkeiten bis 150 Km/h sind möglich. Hoffen wir mal, dass das Dach hält.