Spanish Virgin Islands
Sonntagabend saßen Ka und ich auf den Heckstufen unseres Kats, die Füße baumelten Wasser. Wir ankerten in der Ensenada Honda, einer Bucht in Culebra, Puerto Rico. Uns beide traf die Erkenntnis, dass wir viel zu schnell unterwegs sind. Eben noch ankerten wir in St. John und kletterten durch Wälder. Heute waren wir schon zwei Orte weiter. Unser Trip fühlt sich gerade etwas getrieben an. Anfang April müssen wir wieder in St. Martin sein, weil wir dann Besuch bekommen, auf den wir uns sehr freuen. Wir mögen nicht das Gefühl einer japanischen Reisegruppe, die Ziele in Europa abhaken will. USVI Islands – Spanish Virgin Islands
Wir haben jetzt noch 5 Wochen für die USVI und BVI, das ist nicht viel für die über 80 Inseln. Und dann ist da nimmer noch das Wetter, das bei unseren Plänen häufig nicht kooperativ ist. Das Ergebnis unseres Gesprächs im Sonnenuntergang: wir werden St. Croix auslassen und für die nächste Saison aufheben.
Kurztrip nach St. Thomas
Zurück zu unserer Reise. Von St. John segelten wir drei Stunden nach St. Thomas und ankerten in der perfekten Ankerbucht gleich vor „Charlotte Amalie“, der Hauptstadt von St. Thomas. Sie war auch die Hauptstadt der „Danish Westindies“ und wurde nach einer Dänischen Königin benannt. Heute findet man noch Straßenschilder mit dänischen Namen. Und vor ein paar Jahren waren wir schon mal mit unseren dänischen Freunden Gitte und Jörgen hier.
Es ist ein recht hübsches Städtchen und lebt vor allem von Kreuzfahrttouristen. Man kann hier konkurrenzlos günstig Schmuck und Diamanten kaufen. Weil die USVI Zollfreihandelszone sind, erwerben die Touris hier Schweizer Uhren billiger als in der Schweiz. Im Moment sieht man wenig Besucher. Im ganzen Monat Februar sind „nur“ 55 Kreuzfahrtschiffe avisiert. In normalen Zeiten sind es 5 am Tag. Und keines bei unserem Besuch. Das macht Charlotte Amalie im Moment zu einer fast normalen Stadt. Wir verbrachten nur einen Tag und eine Nacht in der Bucht, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Wir werden bald zurückkehren und dann werden wir etwas mehr berichten.
Weiter nach Puerto Rico
Das Wetter verkürzte unseren Aufenthalt, denn es war günstig, um 25 nm weiter nach Osten zu segeln. Nach Culebra. Damit verließen wir die USVI und besuchen die Spanish Virgin Islands, die zu Puerto Rico gehören das nur 15 nm entfernt liegt.
UVSI und Puerto Rico gehören eigentlich beide zu den USA. Die USVI etwas mehr als Puerto Rico, deren Einwohner z. B. kein Wahlrecht für die US- Präsidentschaftswahlen haben. (Damit tragen sie auch keine Verantwortung für die Wahl des jämmerlichen orangen Clowns).
Verwirrende Bürokratie
Die Zusammenhänge sind verwirrend und mir scheint, auch die Verwaltung weiß nicht so recht damit umzugehen. Eingecheckt in den USA, hatten wir auch die Immigration für Puerto Rico. Theoretisch. Dennoch mussten wir uns aber mittels der mäßig programmierten App „CBP Roam“ erneut anmeldet, inkl. eines Videocalls mit einer sehr freundlichen US-Officer(in), die im USA Festland weilte.
In Culebra hätten wir uns auch dem Zoll stellen müssen, weil Puerto Rico keine Zollfreihandelszone ist. Für uns als Europäer ist das Wurscht, aber nicht für die Verwaltung. Wer sich früher nicht beim Zoll gemeldet hat, wurde mit fetten 5.000 $ Strafe belegt.
Zurzeit gibt es aber kein Customs Office in Culebra, wird also schwierig mit dem Zoll. Das Thema wurde deshalb keines. Ähnlich wie mit dem „Cruising Permit“, das man als Ausländer für Puerto Rico braucht. Das ist aber in Culebra nicht zu erwerben. Wir möchten doch bitte zum Festland kommen. Möchten wir aber nicht. Das alles hier erinnerte mich an „Per Anhalter durch die Galaxis“, mit den Bauplänen zur Sprengung der Erde, die in einem Keller auf Alpha Zentauri für jeden Erdmenschen einfach einsichtbar aushingen.
Wir regeln das, wenn wir wieder zurück sind in den USVI. Die Spanish Virigin Islands sind damit auch der westlichste Punkt unserer Reise in dieser Saison und auch der Wendpunkt für den Rückweg.
Culebra
Der Weg von St. Thomas nach Culebra begann unerfreulich. Unsere Ankerwinsch bockte und warf dreimal die Sicherung raus, bevor der Anker an Deck war. Es gibt schöneres an einem frühen Sonntagmorgen. Dann bockte auch das Wetter, denn es war nicht so wie angesagt. Die avisierte Welle von 1.5 m hatte deutlich mehr vor an dem Tag. Letztlich liefen wir in die Bucht der Ensenada Honda ein und warfen den Anker in den matschigen Grund, für einen perfekte Halt. Wir wurden mit einer einmalig schönen Insel belohnt.
In Culebra wird Spanisch gesprochen. Viele der 2.000 Einheimischen, sprechen kein Englisch. Die Insel ist klein, ca. 11*8 km. Ich schätze jeder kennt jeden. Alles ist ziemlich laid-back und „kommerziell“ ist hier ein Fremdwort. Die wenigen Besucher sind entweder Segler, meist Amerikaner oder ein paar Besucher vom Festland Puerto Rico, die mit einer der wenigen Fähren für einen Besuch rüberkommen. Wir liehen uns eine Karre aus und durchquerten die Insel komplett.
Ka ist total begeistert von den Wandmalereien, sie nennt es „Streetart“. Es gibt wenige Werbeplakate, dafür aber Werbemalereien. Gleich beim Fährdock locken handgemalte Motive Gäste für Bars oder den lokalen Friseur.
Flamenco Beach
In Culebra gibt es nicht viel, außer Natur und großartige Strände. Der „Flamenco Beach“ wurde mal zum 8-schönsten Strand der Welt gewählt. Er ist tatsächlich sehr schön. Dort wurde auch die Netflix Produktion „Legend of Cocaine Island“ gedreht. Auf unseren Fotos ist gut zu sehen, wie schnell sich das Wetter ändert, sie sind vom gleichen Tag.
Die US Airforce nutzte den Flamenco Traumstrand allen Ernstes für Zielübungen und plazierte zu diesem Zweck Panzer in den weißen Sandstrand. Es stehen heute noch alte Panzer am Strand, die nach Beendigung dieses Unsinns von Hippies bunt bemalt wurden.
Die bestmögliche Verwendung für Panzer
Diese Insel wäre eine Perle, wenn die Leute hier nicht immer wieder alles neu aufbauen müssten, was der letzte Hurricane abgeräumt hat. Die großen Hotelketten haben Culebra noch nicht entdeckt, trotz einer Landebahn – und das erhält auch die einfache Natürlichkeit. Sogar bei Seglern ist Culebra ein Insidertipp. In der reichlich großen Bucht der Ensenada Honda ankern wenige und die sind meist eher die Aussteigertypen auf Schiffen. Von den Zielen unserer Reise ist Culebra der Außenseiter-Geheimtipp.
Unser nächster Trip wird uns nach Vieques führen, einem weiteren Spanish Virgin Island. Dort gibt es die weltweit größte Biolumineszenz. Ausflug bei Nacht. Wir sind sehr gespannt. / Holger Binz
Wetterbericht:
Sonnenaufgang 6:44 h, Sonnenuntergang 18:25 h, Temperatur Tag 28 c, Nacht 22 c, Wind 5-7, üppige Bewölkung, wenig Sonne, täglich kurze Regen
Welch friedliche Welt ! Weit ab von Impfpflicht-Diskussionen und russischen Panzern, die Richtung Kiew unterwegs sind.
Freut Euch über die Schönheiten der Natur, solange es sie noch gibt.
Alles Liebe aus der Eifel in sehr deprimierenden Zeiten
Es fällt zur Zeit sicher schwer, nicht deprimiert zu sein. Die unglaubliche Dummkeit und Gier ist schwer zu begreifen, im Jahr 2022. lG
Sehr berührend für mich heute an diesem Kriegstag in Europa den liebevollen Bericht über Euren erneuten Abstecher nach Culebra zu lesen. Vor fast fünf Jahren haben wir dort mit Euch geankert und im Dinghy Dock ein Bier getrunken. Culebrita mit Landgang ist ein Tagesausflug wert! Habt Ihr wahrscheinlich schon gemacht. Lasst es Euch weiter gut gehen. Alles Liebe et DE BON VENT aus Baden-Baden.
Lieber HaWe, genau daran haben wir uns auch erinnert, als wir im Dinghy Dock den Tarpins und Fregattvögel zuschauten. Wir hoffe, dass es Dir gut geht. Herzliche Grüße aus Charlotte Amalie